Bestandsmonitoring von Amphibien in Sachsen-Anhalt

Marcel Seyring

 

Im Rahmen des ehrenamtlichen Bestandsmonitorings der heimischen Amphibien sollen die Populationen jährlich auf Dauerbeobachtungsflächen nach festgelegten Erfassungsmethoden und -standards erfasst werden. Mit Hilfe der erhobenen Daten sollen wissenschaftlich belastbare Bestandstrends ermittelt werden, die Aussagen zur Entwicklung der einzelnen Artpopulationen für das ganze Land ermöglichen sollen. Besonders relevant sind in dem Zusammenhang nicht nur die erhobenen Präsenznachweise (Art ist anwesend), sondern vor allem auch Absenzdaten (Art fehlt, Art ausgestorben) sowie Angaben zur jährlichen Populationsgröße der Arten. Solche Daten werden bei üblichen Erfassungen selten erhoben, so dass bisher kaum verlässliche Datengrundlagen für die Ableitung von Bestandstrends existieren. Mit dem Bestandsmonitoring möchten wir diese Lücke schließen und eine wichtigen fachlichen Beitrag für die Initiierung von Schutzmaßnahmen liefern.

Das Monitoring richtet sich schwerpunktmäßig an Herpetolog*innen (und Personen, die sich gern intensiver in die Artengruppen einarbeiten möchten).

Es erfolgt in Form einer Rasterkartierung. Aufgrund der zunehmenden Verbreitung und Etablierung des europäischen LAEA-Rasters findet das Monitoring nicht mehr auf Messtischblattebene, sondern im o.g. System statt. Damit wird eine Kompatibilität mit weiteren Monitoringdaten des Landes gewährleistet.

Das Monitoring exsitiert seit dem Jahr 2021 und findet seitdem jährlich landesweit statt. Aktuell werden ca. 70 Kartierraster durch die sachsen-anhaltischen Herpetolog*innen bearbeitet. Perspektivisch sollen deutlich mehr Raster bearbeitet werden, damit die Monitoringergebnisse landesweite Aussagen zur Bestandssituation der einzelnen Arten, ggf. auch für unterschiedliche Naturräume zulassen.

Wir freuen uns daher über alle Kartierer*innen, die künftig bei unserem HerpetoMonitoring mitmachen und Teil dieses Gemeinschaftsprojektes werden möchten!

Sofern Ihr interessiert seid, eine oder mehrere Rasterzellen (1x1 km) im Monitoring zu übernehmen, meldet Euch bei uns (info(at)lak-feldherpetologie.de) unter Angabe der für Euch relevanten Bereiche und 5x5-km-Quadranten (z.B. "150-A"). Wir übermitteln Euch im Anschluss eine Karte der darin liegenden Kartierraster (1x1km) mit Darstellung der dort vorhandenen Gewässer, auf deren Grundlage Ihr Eure Kartierraster auswählen könnt.

 

Methodik

Eine Probefläche im Bestandsmonitoring umfasst eine Rasterzelle mit einer Ausdehnung von 1x1 km. Innerhalb eines solchen Rasters sollen alle vorhandenen Stillgewässer systematisch auf Vorkommen von Amphibien nach den gängigen Methodenstandards untersucht werden. In der Regel beinhaltet eine Rasterzelle zwischen 1 und 5 Gewässer. Es können beliebig viele Einzelraster durch Kartierer*innen bearbeitet werden.

Eine Übersichtskarte der übergeordneten 5x5-km-Raster inkl. Nummerierung findet Ihr hier. Innerhalb dieser Raster existieren jeweils 25 1x1-km-Raster, die jeweils fortlaufend von links oben nach rechts unten durchnummeriert werden (Beispiel).

Pro Gewässer sollen im Rahmen des Monitorings 6 Begehungen zur Hauptaktivitätszeit der relevanten Arten zwischen Mitte März und Mitte Juni erfolgen. Bei Vorkommen von Braunfröschen im Kartierraster ist eine zusätzliche Begehung zur Zählung von Laichballen vorgesehen. Eine Übersicht zu den Kartierterminen gibt die folgende Tabelle. Der Beginn des Monitorings kann im jeweiligen Jahr je nach Witterungssituation nach vorn oder hinten verlegt werden und wird zusammen mit allen Kartierer*innen abgestimmt.

 

Beg.-Nr. Zeitraum Tageszeit Schwerpunkt
1 15.03.-31.03. tagsüber Gewässerüberblick im Raster, frühlaichende Arten (z. B. Moorfrosch, Grasfrosch), Sichtbeobachtungen und Verhören
2* 7 Tage nach erster Begehung Dämmerung/nachts Braunfrösche, quantitative Erfassung Laichballen, Ableuchten und Verhören
3 01.04.-15.04. Dämmerung/nachts frühlaichende Arten (z.B. Moorfrosch, Grasfrosch, Erdkröte, Molche), Ableuchten und Verhören
4 16.04.-30.04. Dämmerung/nachts komplettes Artenspektrum, Ableuchten und Verhören
5 01.05.-15.05. Dämmerung/nachts späte Arten (z. B. Kreuzkröte, Wechselkröte, Laubfrosch), Ableuchten und Verhören
6 16.05.-31.05. Dämmerung/nachts späte Arten (z. B. Kreuzkröte, Wechselkröte, Geburtshelferkröte), Ableuchten und Verhören
7 01.06.-15.06. tagsüber alle Arten, Suche nach Larven und Metamorphlingen, Dokumentation Gewässerzustand

* nur bei Vorkommen von Braunfröschen im Kartierraster

 

Während der Begehungen sollen die gängigen Methoden wie das Verhören und Ableuchten von Gewässern und natürlich Sichtbeobachtungen zum Einsatz kommen. Dabei liegt der Fokus auf der Erfassung des vollständigen Artinventars sowie Angaben zur Populationsgröße der jeweiligen Arten an den einzelnen Terminen. Der Einsatz von Molchreusen ist optional und sollte aus Gründen der Vergleichbarkeit jährlich identisch erfolgen. Für die Quantifizierung werden artspezifische Zählgrößen definiert. So sind zur Ermittlung der Populationsgrößen von Braunfröschen beispielsweise die Laichballenanzahlen zu ermitteln, während die meisten Kröten und Frösche anhand ihrer Ruferzahl und die Molche anhand gesichteter Individuen zu quantifizieren sind. Die Erfassung des Feuersalamanders bildet im HerpetoMonitoring eine Ausnahme. Dieser wird mittels Zählung seiner Larven an zwei Terminen im April (01.-15.04) und Mai (01.-15.05.) entlang von fest definierten und jährlich gleichbleibenden Bachabschnitten (im Regelfall 100 m lang) gezählt.

Die Datenerfassung im HerpetoMonitoring erfolgt über eigens angefertigte Qfield-Projekte, die wir Euch für Eure Kartierratser bereitstellen. Die Daten können so unkompliziert und mit geringem Zeitaufwand direkt im Gelände in vorgegebene Masken in einer kostenfreien App ("Qfield") eingegeben werden. Alternativ ist auch die Dateneingabe in vorgefertigte Excel-Dateien möglich. Eine zentrale Datenzusammenfassung erfolgt durch den LAK Feldherpetologie mit der Software MultiBaseCS.

Eine detaillierte Kartieranleitung, Arbeitskarten, Vorlagen zur Dateneingabe, digitale Daten und Zugangsdaten zur Monitoring-Cloud werden allen Kartierer*innen, die eine Probefläche übernehmen, zugesandt.

 

Methodik Amphibien - kurzgefasst

  • Feste Probeflächen 1x1 (Anzahl beliebig erweiterbar)
  • jährliche Kartierung aller stehenden Gewässer (bei Feuersalamander 50-100 m lange Bachabschnitte)
  • 7 Begehungen/Jahr (Mitte März - Mitte Juni), davon 2 tagsüber, 5 in der Dämmerung/nachts
  • Für Feuersalamander-Zählstrecken 2 Begehungen im April und Mai in der Dämmerung/nachts
  • Methoden: Sichtbeobachtungen, Akustik, ggf. Reusenfallenfänge
  • Datenerfassung analog oder digital, vorzugsweise in Qfield